Welttag der Armen

Keine Zahl, sondern ein Gesicht

2016 hat der Papst den Welttag der Armen ins Leben gerufen. Er findet mittlerweile auf dem ganzen Erdball Beachtung und wird immer am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert. Für diesen Sonntag, den 19. November, hat der Pontifex aus dem Buch Tobit (4,7) die Stelle gewählt: „Wende dein Angesicht von keinem Armen ab.“ An der Eucharistiefeier mit dem Heiligen Vater werden vermutlich wie in den Vorjahren zahlreiche Arme und Bedürftige teilnehmen.

„Ein Strom von Armut durchzieht unsere Städte und wird immer größer, bis er über die Ufer tritt …“: Mit diesem beunruhigenden Bild beginnt nicht nur die Botschaft von Papst Franziskus zum siebten Welttag der Armen, die am 13. Juni vorgestellt wurde. Das Zitat wiederholt auch Erz­bischof Rino Fisichella, der Propräfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung. Gegenüber unserer Zeitung veranschaulicht er, wie sich der Papst die Hilfe für Menschen wünscht, die nicht so vermögend wie andere sind.

Fisichella hebt hervor, dass die Armen keine Zahl, sondern ein Gesicht sind: ein Gesicht, auf das man zugehen, das man aufnehmen und unterstützen muss, und zwar nicht nur mit wirtschaftlicher Hilfe, sondern auch durch die Pflege von Freundschaft und kultureller Sensibilität, durch Nähe.

Nichts Abstraktes

Die Botschaft zum diesjährigen Welttag der Armen entstand im Krankenhaus, das der Papst nach seiner Darmoperation am 16. Juni wieder verließ, erinnert Fisichella. So sei Franziskus unmittelbar Zeuge von Leid und Not gewesen, sein Mitgefühl sei nicht abstrakt. Eben dies sei auch von der Gesellschaft gefordert: eine Aufmerksamkeit für die Armen, „die keine abstrakte Aufmerksamkeit ist“. Der Kurien-Erzbischof weiter: „Es ist eine Aufmerksamkeit, die jeden einzelnen Menschen berührt, nach dem Beispiel Jesu, der auf jeden einzelnen Kranken, der sich ihm näherte, und damit auch auf die Menschenmenge reagierte, indem er die tiefe Not dieser Menschen ansah.“

In seiner Predigt zum Welttag der Armen im November 2022 hatte der Papst unter anderem gefordert, die Folgen der Klimakrise und der Corona-Pandemie entschlossen anzugehen. Bei dem Gottesdienst waren zahlreiche Arme, Obdachlose und Migranten im Petersdom dabei. Dies wird wohl auch in diesem Jahr der Fall sein.

Es ist bereits gute Tradition, dass Franziskus nach dem Angelusgebet mit tausenden Bedürftigen zum Mittagessen in die Audienzhalle, die zum Speisesaal umfunktioniert wird, einlädt. Über die Caritas Rom wurden in den vergangenen Jahren zudem mehr als 5000 Lebensmittelpakete mit Reis, Öl, Nudeln, Kaffee sowie Zwieback ausgegeben – und es wurden die Stromrechnungen bedürftiger Familien übernommen.

Ins Leben gerufen hat der Papst den „Welttag der Armen“ 2016 mit dem Ziel, zum Nachdenken über die eigene Lebensweise und über die vielen Formen der Armut in der Gegenwart anzuregen. Der Glaube soll im Einsatz für Benachteiligte sichtbar werden.

Rino Fisichella sieht im Welttag der Armen auch eine gute Möglichkeit, sich auf das Heilige Jahr 2025 vorzubereiten. „Dabei möge unsere Aufmerksamkeit für die Bedürftigen uns alle zu Pilgern der Hoffnung in einer Welt machen, die es braucht, dass sie vom Licht des auferstandenen Herrn und der Fackel der Nächstenliebe erleuchtet wird.“

 Mario Galgano

Information: 

Die Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der Armen findet sich unter www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/Botschaften/2023-Botschaft-7.-Welttag-der-Armen.pdf.

16.11.2023 - Armut , Hilfe , Papst Franziskus